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1989

Erster und einziger Meistertitel für Luzern

Im zweitletzten Spiel der Finalrunde der Saison 1988/89 sicherte sich der FC Luzern am 10. Juni 1989 den ersten und einzigen Meistertitel der Klubgeschichte. Den entscheidenden Treffer zum 1:0-Heimsieg gegen den Servette FC erzielte Spielmacher Jürgen Mohr.

Noch nie zuvor hatte der goldene Meisterpokal der damaligen National-Liga den Weg in die Innerschweiz gefunden. Doch dann kam die Saison 1988/89 und der FC Luzern trat von Anfang bis zum Ende unwiderstehlich auf. Bereits die Qualifikationsrunde schloss der FCL als Sieger ab, mit einem Punkt Vorsprung auf die favorisierten Grasshoppers. Nach der Punktehalbierung startete der Leader solide in die Finalrunde. Aber erst gegen Ende Mai, als der FCL fünf Runden vor Saisonende mit 1:0 gegen den FC Sion gewann, begann das Umfeld der Blau-Weissen an den Titel zu glauben.

Noch im Vorfeld der Meisterschaft hatten sich die Spieler selber als Abstiegskandidaten gesehen und waren in der Presse als «Transferverlierer» bezeichnet worden. Doch mit den Erfolgen kam plötzlich zum Tragen, dass der gesamte Verein in der vorangegangenen Saison zusammengewachsen war, als die Qualifikation für die Finalrunde erst im letzten Spiel geschafft wurde. «Damals blieb das Umfeld so ruhig und besonnen wie später auch in den Momenten des Erfolgs in der Meistersaison», steht im Saisonrückblick von Marco Von Ah im Heft «Fussball», erschienen im Habegger-Verlag.

Den ersten Matchball versenkt
Vier Tage nach dem Sieg gegen Sion musste auch der erste Verfolger, das grosse GC, geschlagen von der Allmend traben. Vor 23’400 Zuschauern erzielte Martin Müller mit einem herrlichen Schlenzer das siegbringende 1:0 für die Luzerner. Nun fehlten dem FCL noch drei Punkte aus den letzten drei Runden zum ersten Titelgewinn der Klubgeschichte - damals galt noch die 2-Punkte-Regel für einen Sieg. Die Euphorie in der fussballbegeisterten Innerschweiz erreichte ungeahnte Sphären.

Nach einem erneuten 1:0-Sieg gegen Xamax bot sich der Mannschaft von Trainer Friedel Rausch am 10. Juni 1989, in der zweitletzten Runde gegen das Star-Ensemble vom Servette FC, der erste Matchball. Strömender Regen konnte weder die Mannschaft noch die 24'000 FCL-Anhänger auf den damals mehrheitlich offenen, ungedeckten Tribünen des überfüllten Allmendstadions bremsen. Eine Stunde war gespielt, als Publikumsliebling Jürgen Mohr den einzigen Treffer der Partie erzielte. Zum fünften Mal in der Finalrunde gewann der FCL mit 1:0. Der Titel war Tatsache.

Der Pokal-Sprint von Hanspeter Burri
Es war der Höhepunkt eines Drehbuchs, wie man es sich für einen kleinen Fussballklub in der Innerschweiz kaum jemals hätte vorstellen können. Es folgte eine überschwängliche Meisterfeier mit tausenden blau-weissen Ballonen und gigantischer Stimmung auf der Allmend. Mittendrin feierte Präsident Romano Simioni den ersten und bis heute einzigen Schweizer Meistertitel in der Geschichte des 1901 gegründeten Vereins. Die Szene, die in die Geschichte einging, war der Sprint von Hanspeter Burri mit dem Pokal in den Händen von der einen Seitenlinie zur anderen. Er rutschte auf den Knien über den nassen Rasen, um die Meistertrophäe den enthusiastischen Fans zu präsentieren.

Eine wichtige Rolle im meisterlichen FCL-Drehbuch nahm der im November 2017 verstorbene Friedel Rausch ein. Vier Jahre davor begann mit dem deutschen Trainer das erfolgreichste Kapitel in der Geschichte des FC Luzern. Der Isländer «Sigi» Gretarsson, Captain Roger Wehrli, der Deutsche Jürgen Mohr und Peter Nadig, mit 15 Toren (9 davon in der Finalrunde!) Luzerns bester Torschütze in der Meistersaison, bildeten die Achse mit überdurchschnittlicher Qualität: Mit Wehrli hatte der FCL einen Abwehr-Organisator erster Güte, mit Mohr einen brillanten Regisseur im Mittelfeld und mit Gretarsson und Nadig zwei Goalgetter wie aus dem Bilderbuch. Im Kader des FCL standen aber auch viele Zentralschweizer wie Hanspeter Burri, Longo Schönenberger, Herbert Baumann, Hans-Peter Kaufmann, Stefan Marini, Marcel Kälin oder Goalie Roger Tschudin, der nur Stammtorhüter wurde, weil sich sein Konkurrent Giorgio Mellancina in der Qualifikationsrunde verletzt hatte. Parallel dazu installierte Präsident Simioni in Luzern den Vollprofibetrieb.

Die grossen Geschlagenen
Der Titelgewinn des FC Luzern muss auch aus heutiger Sicht noch als ein Märchen bezeichnet werden. Die Innerschweizer nutzten die Gunst der Stunde und übertrumpften gleich mehrere Ansammlungen von Weltstars. Neben den Zürcher Grasshoppers, die unter Trainer Ottmar Hitzfeld und Spielern wie Martin Brunner, Marcel Koller, Andy Egli, Alain Sutter, Andy Halter und Wynton Rufer immerhin noch den Cupsieg und Rang 2 holten, belegte das Star-Ensemble von Servette mit Karl-Heinz Rummenigge, der 1989 seine glanzvolle Karriere mit der Schweizer Torjäger-Krone beschloss, Lucien Favre, Marco Schällibaum und John Eriksen in der Finalrunde den enttäuschenden achten und letzten Platz. Und auch Neuchâtel Xamax, der Meister der beiden vorangegangenen Jahre, mit so klangvollen Namen wie Heinz Hermann, Heinz Lüdi, Philippe Perret, Hans-Peter Zwicker und Trainer Gilbert Gress, konnte nach den Abgängen von Uli Stielike und Alain Geiger nicht mehr an die Erfolge der Vorjahre anknüpfen.

Doch auch bei Luzern kam es nach der Meistersaison zu Veränderungen. Bereits kurz vor der Meisterfeier gab es in der Innerschweiz eine grosse Aufregung, weil sich der Meisterschütze Jürgen Mohr mit Präsident Simioni finanziell nicht über eine Vertragsverlängerung einigen konnte. Und so wurde noch während der Saison bekannt, dass der Deutsche für die folgende Saison zum FC Sion wechseln würde. Im Gegenzug wechselten mit John Eriksen (Servette) und Adrian Knup (Aarau) zwei ambitionierte Spieler zum FCL. Obwohl der Titelverteidiger zwei Runden vor Schluss die Tabelle der Saison 1989/90 noch anführte, stand er nach der 36. Runde nur auf Rang 4. Am Ende einer Saison an der Spitze zu stehen, gelang dem FC Luzern bis heute nicht mehr.

Die Meistermannschaft des FC Luzern 1988/89

Tschudin; Wehrli; Marini (Birrer), Kaufmann, Schönenberger; Burri; Müller, Mohr, Baumann; Gretarsson, Nadig

Trainer: Rausch

Ersatz: Mellacina, Gmür, Joller, Moser, Bernaschina, Friberg, Peter

Gründung FC Luzern
1901
Meistertitel (1)
1989
Cupsiege (2)
1960 1992