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1997

Sion gewinnt das einzige Double der Klubgeschichte

Im Jahre 1992 hatte der FC Sion den ersten Meistertitel der Klubgeschichte gefeiert. Nach diesem Titel zog sich André Luisier zurück und Christian Constantin wurde erstmals Präsident. 1995 begann die erfolgreichste Periode in der Geschichte der Walliser mit drei Cupsiegen in Serie und dem Double 1997. Es war bis heute der letzte Meistertitel für den FC Sion.

Das Unentschieden von Neuchâtel Xamax in der 35. Runde gegen Lausanne (der Ausgleich zum 1:1 durch Stefan Rehn fiel in der 90. Minute!) brachte den FC Sion, der gleichzeitig in Zürich durch zwei Tore von Sébastien Zambaz das Spiel gegen GC vom 0:1 zum 2:1 drehte, vor dem letzten Saisonspiel in die beste Ausgangslage. Ein Unentschieden im heimischen Stade de Tourbillon gegen Lausanne-Sports reichte den Wallisern zum Gewinn des zweiten Meistertitels in der Klubgeschichte. Bei einer Niederlage und einem gleichzeitigen Xamax-Sieg würde der Titel an den souveränen Qualifikationssieger aus Neuenburg gehen.

70 Minuten lang spielte Sion gegen Lausanne vor der Rekordkulisse von 19'500 Fans unsicher und unterlegen. Die so nahe Chance und die erwartungsfrohen Zuschauer wirkten lange Zeit lähmend auf die Leistung der Sittener. Mehrmals schrammten die Waadtländer am Führungstreffer vorbei, der für Sion das Ende der Meisterträume hätte bedeuten können. Und seit der 58. Minute führte Xamax im Fernduell gegen St.Gallen als zusätzliches Druckmittel auf dem Totomat mit 1:0. Doch dann vertrieb Ahmed Ouattara die Sorgen des gesamten Kantons. Mit seinem Kopftor auf Flanke von Zambaz in der 73. Minute machte der Mittelstürmer von der Elfenbeinküste die Titelträume endgültig zur Gewissheit - und sich selber zum Meisterhelden. Der zweite Meistertitel der Klubgeschichte nach 1992 war Tatsache.

Lob und Kritik für den Präsidenten Constantin
Nur wenige Tage später feierte der FC Sion den neunten Cupsieg und gewann zum ersten Mal in der Klubgeschichte das Double. Das Herz des Schweizer Fussballs schlug in diesen Tagen im Wallis. Nach einer späten Wende weg von Xamax und GC hin zum FC Sion stand ein Verein ganz oben, der für seinen Erfolg Lob einheimste, aber für die Personalpolitik auch viel Kritik einstecken musste.

Ein Präsident feierte den ersten Meistertitel, dessen Wirken bis heute nicht frei von Zwiespalt ist: Christian Constantin. Schon damals investierte der Architekt viel Geld in die Breite des Kaders und in die Gehälter. Aber er verursachte auch Probleme: Kein anderer Verein vollzog vor der Saison einen solchen Personalwechsel wie Sion, kein anderer Verein zog im Winter nochmals so nach - mit sieben neuen Spielern. Fussballer wie Otto Vincze, Darko Pancev, Jo Yenay oder Ilija Najdovski, die erst zu Saisonbeginn gekommen waren, stehen bereits nicht mehr im Kader; selbst Philippe Vercruysse, der konstanteste Spieler der Qualifikation, ging in der Winterpause. Und einer wie der Brite Mark Bright, der im Winter kam, verschwand wieder, ehe er auch nur einmal gespielt hatte.

Aber Constantin fand neue Führungsspieler: Der Franzose Frédéric Meyrieu als Nachfolger von Vercruysse avancierte zu einer bemerkenswerten Nummer 10, der Serbe Vladan Lukic war mit 15 Toren der beste Skorer der Meistermannschaft und der Brasilianer Veiga entpuppte sich in den letzten Runden als wichtige Stütze im Mittelfeld. Die meisten Einsätze 1996/97 absolvierten Raphael Wicky (34), dessen Abgang zu Werder Bremen am Ende der Spielzeit bereits feststand, Alain Gaspoz und Torhüter Stephan Lehmann (je 32) sowie Luiz Milton und Sébastien Zambaz (je 30). Weitere damalige oder spätere Schweizer Internationale wie Yvan Quentin, Johann Lonfat, Frédéric Chassot, Patrick Sylvestre, Patrick Bühlmann (nur in der Qualifikation) oder Christophe Bonvin, der mit dem Double seine Karriere beendete, standen ebenfalls im (zu) grossen Sion-Kader.

Bigon kam, sah und siegte
Es gab also schon damals manchen Wirbel beim FC Sion. Die Identifikation des Walliser Publikums mit seiner Mannschaft litt zeitweise darunter. Lange sah es danach aus, als scheitere der FC Sion allen Aufwendungen zum Trotz wieder an der Aufgabe. Der Rückstand in der Winterpause auf Xamax betrug bereits 7 Punkte und die Walliser waren froh, wurden im damaligen Modus die Punkte vor den 14 Finalrunden halbiert. Als Sion auch noch das erste Spiel nach den Wintertransfers in Lausanne mit 0:2 verlor, schien der Meisterzug mit Xamax und GC an der Spitze abgefahren zu sein.

Doch der Titelverteidiger aus Zürich und der Qualifikationssieger aus Neuchâtel brachten sich im Verlauf der Finalrunde selber ins Stolpern. Und mit 9 Siegen, 3 Unentschieden und nur 1 Niederlage marschierten die Walliser trotzdem noch zum Titel - auch wenn sie am Ende in der Gesamtabrechnung einen Punkt weniger gewonnen hatten als Xamax (67 vs. 68).

Der FC Sion wurde auch Meister, weil ein kurzfristiger Wechsel offenbar besonders klug war: Präsident Constantin ersetzte nach 6 Runden Trainer Michel Decastel, der aus einem heterogenen Haufen nie eine Einheit hatte formen können, durch den Routinier Alberto Bigon. Der Italiener, 1990 im Hexenkessel von Napoli Meistertrainer mit Starspieler Maradona, war sich einiges gewöhnt und schaffte es, der Mannschaft trotz aller Personalwechsel - nicht weniger als 34 Spieler kamen zum Einsatz - Konturen zu geben. Der Trainer vermittelte der Mannschaft klassisch-italienische Disziplin und ein 1:0-Sieg war ihm wichtiger als Spektakel - nicht weniger als 7 Spiele der Finalrunde gewann Sion mit nur einem Tor Differenz (5 x 1:0, 2 x 2:1).

Der tiefe Fall in die NLB und weitere Enttäuschungen
Der Start in die neue Saison 1997/98 verlief nicht wunschgemäss und nur drei Monate nach dem Double-Gewinn war Alberto Bigon nicht mehr Trainer des FC Sion. Ende Jahr kündigte auch Präsident Christian Constantin seinen Rücktritt an. Und sportlich begann die Talfahrt. Nach dem 5. Rang in der Saison 1997/98 verpassten die Walliser ein Jahr später den Sprung in die Finalrunde und mussten nach einer enttäuschenden Auf-/Abstiegsrunde und einer 1:2-Niederlage im letzten Saisonspiel gegen Etoile Carouge wegen eines fehlenden Punktes im Duell mit dem FC Aarau den Gang in die damalige National-Liga B antreten.

Es folgten weitere turbulente Jahre mit Lizenzverweigerungen und sportlichen Enttäuschungen in der Meisterschaft. Erfolge konnte der FC Sion noch im Cupwettbewerb feiern (2006, 2009, 2011 und 2015). Um den Meistertitel in der höchsten Schweizer Liga spielten die Walliser seit dem Double 1997 aber nie mehr mit.

Die Meistermannschaft des FC Sion 1996/97

Oben v. l.: Georges Roten (Betreuer), Olivier Biaggi, Sergio Alves, Neil Murray, Argemiro Veiga, Raphael Wicky, Mark Bright, Christophe Bonvin, Nicolas Mathieu (Physio)

Mitte v. l.: Alberto Ginulfi (Torhütertrainer), Patrick Sylvestre, Josephus Yenay, Dominique Bertone, Johann Lonfat, Alberto Bigon (Trainer), Vladan Lukic, Ahmed Ouattara, Luiz Milton, Rafaello Cerullo (Konditionstrainer)

Unten v. l.: Yvan Quentin, Roberto Assis, Sébastien Zambaz, Fabrice Borer, Stephan Lehmann, Daniel Ançay, Frédéric Chassot, Alain Gaspoz, Frédéric Meyrieu

Es fehlt: Stéphane Grichting

Gründung FC Sion
1909
Meistertitel (2)
1992 1997
Cupsiege (13)
1965 1974 1980 1982 1986 1991 1995 1996 1997 2006 2009 2011 2015